MT 2,

Posted by on Jun 20, 2014 in Musik | No Comments

oder musikalisches Tieffliegen 2.

Die Auswahl der Tools und Hardware

Die Frage, die sich am Anfang eines solchen Projektes immer stellt ist, wo fange ich an. Besonders dann, wenn man, so wie ich, kaum relevante Vorkenntnisse hat.
Da ich mich selbst als sehr technikaffin bezeichnen würde, stand für mich zuerst die Frage im Raum, womit ich denn arbeiten könnte, also welche Software ich benötigen würde, welche DAW (Digital Audio Workstation). Ein richtiger Musiker würde an dieser Stelle sicher das gleiche sagen, wie ein Fotograf, dass es nämlich nicht auf die Tools, sondern auf den Künstler ankommt. Doch diese These halte ich für falsch. Ein Handwerker ist nichts ohne gutes Werkzeug.
Da ich in den vergangenen Jahren schon mal eine „Testversion“ von Cubase SX installiert hatte, war die Entscheidung für Cubase 7 schnell gefallen. Ich hatte zwar nie etwas damit gemacht, außer mal drin herum geklicked, aber ich wusste so ungefähr, wie die Nutzeroberfläche aussah und wie das Bedienkonzept funktionierte.
Ein glücklicher Zufall war außerdem, dass ich das Programm zu einem Zeitpunkt gekauft hatte, welcher innerhalb des Zeitraumes lag, in dem Käufer von Cubase 7, von Steinberg dann die Version 7.5 kostenlos bekamen.

Natürlich gibt es auch andere DAWs, aber ich möchte hier keine Diskussion vom Zaun brechen, welches Programm besser oder schlechter ist, und kann auch keine wirkliche Entscheidungshilfe für das ein oder andere Programm bieten. Für mich war es einfach eine Bauchentscheidung. Wer mehr zu diesem Thema wissen will und sich schlau lesen möchte, kann ja mal Google bemühen. Im Internet gibt es rege Diskussionen darüber, welche die beste DAW ist und welche Features die eine hat und die andere vermissen lässt.  Doch letztlich glaube ich, dass es kaum eine Rolle spielt, da die gängigsten Programme sicher auf gleichem Niveau sind.

Mit der DAW hatte ich dann ein Grundgerüst, mit dem man schon mal Musik machen könnte. Mit Halion Sonic SE, dem Beat Designer und Padshop kann man durchaus erste Gehversuche machen und etwas rumspielen. Spätestens jetzt sollte man sich grundsätzlich darüber Gedanken machen, was für einen Song man produzieren möchte, denn davon hängt der Kauf weiterer Instrumente und Hardware ab.

Für mich war klar, dass ich auch singen wollte. In meinen Sturm- und Drangjahren – lange scheint es her – habe ich mal in einer Band namens „Fisher meets Friend“ gesungen. Zum Glück gibt es davon keine Aufzeichnungen :). Aus dieser Zeit hatte ich noch ein altes dynamisches Mikrofon, welches zur damaligen Zeit vielleicht 50,- DM gekostet hat. Nachdem ich es an meinen PC angeschlossen und etwas eingesungen hatte, war klar, hier muss neue Technik her. Nach einiger Recherche im Internet habe ich mich dann für das Rode NT1-A entschieden. Ich glaube, es hat ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Zumindest kann ich nichts negatives über dieses Mikrofon sagen und auch im Internet sind die Meinungen überwiegend positiv.
Leider machte der Kauf eines Kondensatormikrofons auch das Vorhandensein eines Audiointerfaces mit 48V Phantomspeisung nötig. Das UR22 von Steinberg schien mir für meine Anforderungen genau richtig. Ich brauchte ja nur einen Mikrofoneingang, eine geringe Latenz und, wie sich später herausstellen sollte, noch ein Midi-Interface. So weit so gut.
Nachdem ich alles bestellt, geliefert bekommen, angeschlossen und ein paar Takte gesungen hatte, stellte ich fest, wie empfindlich so ein Mikrofon ist. Selbst der Lüfter meines PCs war in den Aufnahmen deutlich zu hören. Ich kann also jedem, der das Gleiche vor hat, nur raten, in einen Raum zu gehen, in welchem nichts tickt, bläst oder rauscht. Bei mir kam da nur das Bad in Frage. Um den Klang noch etwas trockener zu machen, habe ich mir dann noch den t.bone Micscreen gekauft. Von diesem sollte man sich keine allzu großen Wunder erhoffen. Den Raumschall, also z.B. meinen PC Lüfter, absorbiert dieser gar nicht. Zumindest konnte ich hier keinen Unterschied zu den Aufnahmen ohne Micscreen feststellen. Allerdings hatte ich das Gefühl, dass er im Bad doch etwas Raumschall absorbiert hat, so dass ich mit den Aufnahmen leben konnte. Letztlich darf man bei so einem Projekt keine wirklich professionellen Ansprüche haben, und sich immer mal wieder vor Augen führen, dass es sich um ein Hobbyprojekt handelt.

Was für mich auch fest stand war, dass ich keine elektronische Musik machen wollte, oder besser gesagt, keine, die danach klingt. Ich persönlich mag akustische Gitarren. Schließlich sollte es so etwas wie eine Ballade werden. Da ich selber auf der Gitarre nur vier oder fünf Akkorde spielen kann, musste ich schauen, ob sich nicht ein virtuelles Instrument finde ließ, was meinen Ansprüchen genügte. Fündig wurde ich bei Amplesound. Einer – wie ich finde – genialen Firma, die es meiner Meinung nach geschafft hat, einen überzeugenden Gitarrensound zu produzieren. Ich denke, ein nicht Musiker hat kaum eine Chance zu erhören, dass es sich hier um keine echte Gitarre handelt. über die Zeit habe ich mir vier der sechs zur Verfügung stehenden Gitarren gekauft. Die AGT und AGM als akustische Gitarren und die AGF und AGG als elektrische.

Hier mal ein Beispiel für das Potential der E-Gitarren:

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Dann noch ein schönes Beispiel für die Akustischen:

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Ich muss sagen, dass ich im Netz eigentlich nichts besseres gefunden habe, und kann die Software auch uneingeschränkt empfehlen. Selbst für Nicht-Musiker wie mich, ist es sehr einfach, mit Hilfe des eingebauten Strummers gute Ergebnisse zu erzielen. Man braucht zwar etwas Einarbeitung, aber dann geht die Arbeit gut von der Hand.
Doch mit dem Kauf der E-Gitarren war es nicht getan. Die eingebauten Effekte in der AGF & AGG waren nicht wirklich das, was ich mir unter einem guten Gitarrenamp vorgestellt habe. Deswegen musste dann auch noch Guitar Rig von Native Instruments her, um den richtigen Sound zu erzeugen.

Als Bass habe ich mich ebenfalls für ein Instrument von Native Instruments entschieden, den Scarbee Rickenbacker Bass. Ich fand den Preis akzeptabel und auch der Klang hat mich überzeugt. Anfänglich hatte ich noch überlegt, einen Synthbass zu nutzen, habe aber im Standardpaket von Cubase nichts gefunden, was mich überzeugt hat und was auch gepasst hätte.

Um die Instrumente nicht mühselig mit der Maus im Midi-Editor „einspielen“ zu müssen, brauchte ich natürlich noch ein Keyboard. Mein erster Controller war ein totaler Reinfall. Ein Miditeck i2 Control 25. Damit war ein Arbeiten eigentlich nicht möglich. Gerade für die Steuerung der Gitarren, war ein volles 88 Tasten Keyboard nötig, und so kaufte ich mir noch ein Alesis Q88, was ich hier auch empfehlen kann. Die Tasten sind gewichtet und anschlagsdynamisch. Selbst mein Vater, der sein ganzes Leben lang Keyboard gespielt hat, fand die Tastatur gut. Das Miditech habe ich dann für den halben Preis bei eBay los bekommen. Lehrgeld.

So. Fehlt eigentlich nur noch eine ordentliche Abhöre. Hier habe ich mir zuerst die DT 770 Pro 80 Ohm von beyerdynamic gekauft und bin damit auch sehr zufrieden. Noch nie habe ich so viele Details aus einem Song herausgehört, wie mit diesen Kopfhörern. Wenn man bisher nur „Normale“ gehört hat, ist man von der Klangfülle und Qualität überwältigt.
Leider lässt sich ein Mixdown auf Kopfhörern schlecht realisieren. Erst recht, wenn man ein blutiger Anfänger ist wie ich. Auf den Kopfhörern klingt alles gut,  doch sobald man sich den Mixdown mal auf dem Autoradio anhört, ist es vorbei. Aus diesem Grund mussten dann noch ein paar KRK Rp8 RoKit G3 her. Auch damit macht sich der Mixdown nicht automatisch, aber es geht wesentlich besser als mit Kopfhörern.

Damit bin ich wohl am Ende meiner Einkaufsliste angekommen. Ich habe den gesamten Betrag, den mich dieses Abenteuer gekostet hat, noch nicht ausgerechnet. Aber wenn ich nur grob überschlage, dann kommt wohl eine signifikant vierstellige Summe raus.
Natürlich kann man berechtigt fragen, ob das alles nicht billiger geht und ob es  die RP5 von RoKit nicht auch getan hätten. Doch wie ich schon erwähnt habe, ist dieses Projekt auch stark technikgetrieben, und ich wollte einfach keine halben Sachen. Das mache ich bei der Fotografie nicht, und wollte auch bei diesem Projekt nicht damit anfangen.

Erwähnen sollte ich vielleicht noch, dass ich das ganze Zeug nicht am Anfang gekauft habe, sondern sich die Notwendigkeit einiger Anschaffungen erst im Laufe des Projekts ergeben haben. So habe ich mir Guitar Rig erst ziemlich spät gekauft, als ich für den Refrain dringend noch ein Soloinstrument gesucht habe.

Im nächsten Artikel soll es dann um die Ideenfindung gehen, bzw. wie ich angefangen habe und welche Klippen ich umschiffen musste.

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