Aufreger des Tages
So Leute, heute muss ich mich hier mal richtig aufregen, über die Servicewüste Deutschland. Vor ein paar Monaten – irgendwann im Mai – ging meine schöne alte Mamiya C330 kaputt. Bei dem guten Stück ließ sich der Balgen einfach nicht mehr komplett einfahren, und somit nicht mehr auf Undendlich scharf stellen. Irgendetwas klemmte im Getriebe. Das war natürlich sehr ärgerlich, weil es meine einzige 6×6 Mittelformatkamera ist. Auf jeden Fall wollte ich das Schätzchen reparieren lassen. Ein paar Klicks, und Google spuckte mir sogar einen Reparaturservice in Leipzig aus, der solche Dinge erledigen kann. Kamerareparatur Linnert. Klasse, dachte ich. Bevor ich das Ding erst umständlich einpacke und nach München schicke, bringe ich es lieber gleich hier in Leipzig weg. Man soll ja auch die lokale Wirtschaft stärken, und außerdem finde ich es gut, wenn es in meiner Stadt solchen Service gibt.
Ich also hin, ins Fotohaus Klinger. Das war am 05. Juni. Bereitwillig nahm man mir meine Kamera ab und scherzte noch ein wenig, dass es evtl. länger als 14 Tage dauern könnte. Kein Problem meinte ich, Hauptsache, die Gute ist Ende Juli fertig, wenn ich in den Urlaub fahre. Jaja, das würde wohl kein Problem sein.
Dann passierte erst mal erwartungsgemäß nichts. Ca. fünf Wochen später wollte ich dann doch lieber noch mal nachfragen, ob denn alles gut laufen, und ob ich meine Mamiya evtl. schon abholen könnte. Ich ging also wieder hin und fragte nach. Man informierte mich höflich, dass man leider noch nicht dazu gekommen sei, die Operation an meinem Schätzchen durchzuführen, wegen Urlaub. Aha, kein Thema, Urlaub braucht jeder. Außerdem hatte ich bis zu Meinem ja noch knapp 14 Tage Zeit. Das legte ich dem guten Mann auch ans Herz, weil ich die C330 gerne mitnehmen wollte. Ja ja, kein Problem.
Es kam natürlich, wie es kommen musste. Zwei Tage vor Abreise ging ich wieder in den Laden. Dieses Mal war Herr Linnert gar nicht da. Sein netter Kollege gab mir aber die Auskunft, dass er im Urlaub sei und die Kamera – natürlich – nicht fertig ist. Ich war stinksauer! Ich hatte mich so auf den Urlaub mit der Mamiya gefreut. Schließlich hatte ich jetzt schon sieben Wochen gewartet, und explizit darauf gedrängt, dass meine Gute Ende Juli fertig sein soll. Aber was konnte ich machen. Die Kamera jetzt mitnehmen und nach München schicken hätte in diesem Moment auch nichts gebracht. Innerlich kochend verließ ich das „Lokal“.
Gestern, am 20. August, fast 11 Wochen nach Abgabe der Kamera, traute ich mich dann nochmal anzurufen, in der Hoffnung, dass sich endlich mal jemand mit der Guten beschäftigt hat. Ich wurde nicht enttäuscht. Die Kamera war noch genau so, wie ich sie abgeben hatte. Jetzt reichte es mir dann aber doch. Ich rief bei Mamiya in München an, fragte, ob sie eine Mamiya C330 reparieren könnten, und wie lange so etwas dauert. Fünf Werktage, war die Antwort. Nach dieser Auskunft bin ich dann, wahrscheinlich zum letzten Mal in meinem Leben, ins Fotohaus Klinger gegangen, und habe meine Kamera einfach wieder mitgenommen.
Eins möchte ich hier ganz deutlich sagen. Ich habe durchaus Verständnis dafür, dass man vor lauter Arbeit keine Zeit hat, einen bestimmten Auftrag abzuarbeiten. Aber dann sollte man auch die Courage haben, einen neuen Auftrag abzulehnen, anstatt den Kunden mit immer neuen „Entschuldigungen“ zu vertrösten, bis dieser dann so sauer ist, dass er nie wieder vorbei kommt.
Meine Mamiya geht jetzt übrigens wieder. Ich habe sie dann gestern selber auseinander geschraubt und den Fehler behoben. Hat eine halbe Stunde gedauert.
1 Comment
Jens
September 19, 2013Moin Chris,
trotz deiner schlechten Erfahrung habe ich heute mangels Alternative ein 14mm-Objektiv zum reinigen dahin geschafft. Ich bekam bisher in allen anderen Fotofachgeschäften gesagt „Hm, gehnse mal lieber zum Klinger damit.“ – vielleicht hab ich ja mehr Glück als du…
Gruß, Jens